Mit Urlaubsprofi Boris auf Erkundungstour im Norden Sardiniens
Nach 6 Jahren Urlaub in Asien befanden meine Frau und ich, in diesem Jahr wieder einmal in „Good Old Europe“ zu verweilen. Viele unserer Kunden gaben mir in den letzten Jahren den Tipp, Sardinien zu besuchen und schwärmten über die Schönheit des Mittelmeers an diesem Ort. Nachdem wir früher sehr oft in Griechenland unterwegs waren, dachten wir, Sardinien sei eine gute Alternative zu bereits Bekanntem.
Da man vor Ort aber unbedingt mobil sein muss und wir 3 Wochen Zeit hatten, beschlossen wir mit dem eigenen Auto zu fahren und buchten so die Fährverbindung von Livorno nach Olbia. Sato Tours verfügt über eine eigene Fährabteilung und spezielle Fährpreise, somit konnten wir den Frühbucher nutzen und kamen für wirklich wenig Geld nach Sardinien.
Die Reiseplanung übernahm, wie familienintern üblich, meine Frau. Da ich tagtäglich mit Herzblut die Reisen meiner Kunden ausarbeite und mitbekomme, wie sie sich über meine Vorschläge und Routenzusammenstellungen freuen, will auch ich ab und an in den Genuss meiner ganz persönlichen Reiseberaterin kommen. Meine Frau macht das wirklich sehr gut!
Sardinien, wir kommen!
Recht entspannt kommen wir nach gut 9 Stunden Fahrzeit von Wien aus im Hafen von Livorno an und das sogar vier Stunden vor Abfahrt. Ein gewisses Zeitpolster sollte man natürlich immer einplanen, wenn man auf Autobahnen unterwegs ist und knapp 1000 km zurückgelegt werden müssen. Wir sind aber im Juni unterwegs, also zur Vorsaison, und somit herrscht wenig Verkehr. Auch die Zahl der Baustellen hält sich in Grenzen. Die vier Stunden Wartezeit im Hafen vergehen allerdings recht rasch, es gibt dort ein Restaurant und natürlich viele Schiffe, die man beobachten kann.
Nach einer kurzen Nacht – 2 Stunden vor Ankunft wird man mit sanften Klängen in der Kabine geweckt – erreichen wir den Hafen von Olbia. Bei strahlendem Sonnenschein und bereits 27 Grad um 8 Uhr morgens.
Unser Sardinien Abenteuer beginnt. Wir verlassen als eines der letzten Fahrzeuge die Fähre. Wer als erster hineinfährt, kommt als letzter wieder heraus. Macht aber nichts, wir sind im Urlaub und haben Zeit. Das wichtigste ist ja, den Stress zu Hause zu lassen. Außerdem ist es früh am Morgen und wir haben nur ca. 45 Minuten Fahrzeit zu unserer ersten von fünf gebuchten Unterkünften vor uns.
Es geht zur Costa Smeralda
Bei der Reiseplanung von meiner Frau bewusst ausgespart, war der Besuch dieses Küstenabschnitts ein Reisewunsch von mir, denn: Hört man von Sardinien, denkt man zuerst an die Costa Smeralda. Als Reiseprofi wollte ich mir das natürlich persönlich ansehen, auch wenn meine Frau meinte, es wäre nicht unbedingt sehenswert und auch teuer. Dazu aber später…
Wir erreichen unsere gebuchte Unterkunft und schon darf ich mich das erste Mal freuen: Ruhig gelegen, abseits von Massentourismus, überschaubare Anzahl an Zimmern, traumhafter Swimmingpool.
Wir beziehen unser Zimmer in einem ehemaligen Eselstall und genießen den großzügig angelegten Garten, den wir an diesem Tag alleine genießen können. Die anderen Gäste werden wohl unterwegs sein oder an den Stränden liegen. Kurzum: eine mit viel Liebe zum Detail umgebaute Unterkunft.
Irgendwann am frühen Abend kommt dann doch ein ziemlich lautes „Iii-Aaa „aus dem Wald hinter unserem Zimmer. Wir stellen fest, dass auf dem ehemaligen Esel Hof auch heute noch Esel wohnen – und gerade ist Fütterungszeit. Dies wiederholt sich abends jeden Tag.
Am folgenden Morgen nehmen wir uns vor, die schönen Strände der Costa Smeralda aufzusuchen. Das gestaltet sich aber als äußerst mühsam und umständlich. In diesem Teil Sardiniens haben sich gut situierte Menschen ihre Villen und Häuser gebaut und diese entsprechend mit Grundstücksmauern versehen, die die Wege zu den Stränden versperren. Man kommt nur sehr schwer zu den Stränden der Costa Smeralda – eigentlich nur per Boot vom Wasser aus. Ein weiteres Problem sind die Parkplätze. Wenn überhaupt vorhanden, kosten sie zumeist extra und liegen weit vom Strand entfernt. Ein Fußmarsch ist sicherlich kein Hindernis für uns, aber wir haben unsere eigenen Liegen und Schirm im Auto dabei. Mit Kühlbox und Strandtasche zusätzlich bepackt, können auch 10-15 Gehminuten sehr lange werden.
Dennoch freuen wir uns auf das Meer und erreichen schließlich einen Strandzugang, wo ich auf einer Tafel zu meinem Schock Folgendes lese: „Vermietung von 2 Liegen mit Schirm € 45.-„. Dass Sardinien nicht günstig ist, war mir natürlich bekannt. Dennoch sind derartige Preise für mich nicht nachvollziehbar, vor allem in der Vorsaison (Achtung Touristenfalle!).
Am Strand selbst geht es über fremde Handtücher und Strandliegen zum letzten freien Plätzchen, wo wir unsere Zelte aufschlagen können. Wir sind beide wenig begeistert vom Strandambiente. Sehr überlaufen, sehr laut, eigentlich recht ungemütlich.
So kommt es, dass wir nach zwei Stunden wieder zurück zu unseren Eselchen aufbrechen.
In den nächsten Tagen versuchen wir immer wieder Strände der Costa Smeralda zu besuchen, aber es scheitert meist schon an der Anreise: Und die Strände, die per Auto erreichbar sind, sind überlaufen. Ein bisschen enttäuschend ist das schon. Wir haben aber Alternativen, unternehmen Ausflüge und genießen unseren Eselstall. Zum Thema Essen gehen: An der Costa Smeralda ist der Lokalbesuch recht hochpreisig. Teils werden sogar unverschämte Preise für das Gedeck (bis zu € 8.- pro Person) verrechnet. Dafür bekommt man einen Brotkorb mit 3-4 Brotscheiben. Das muss aber nicht sein. Es gibt im Landesinneren genügend Alternativen mit wirklich ausgezeichnetem Essen und tollem Service. In San Pantaleo (eine wunderschöne, kleine, malerische Ortschaft) kann ich die Pizzeria Ichnos sehr empfehlen, dort gibt es meiner Meinung nach die beste Pizza und die besten Spaghetti. Die Preise sind absolut ok. Wobei diese beiden italienischen Klassiker während unserer Reise überall auf Sardinien sehr günstig waren.
So sehr die Strände der Costa Smeralda mich enttäuschten, die Landschaft rund herum war umwerfend schön, auch die kleinen Städtchen luden uns immer wieder zu Spaziergängen ein.
Vom Monte Moro aus bestaunten wir einen tollen Ausblick samt Sonnenuntergang.
Nach 5 Tagen ging es zu unserer zweiten Station: in Richtung des Nordwesten Sardiniens, in die Hafenstadt Porto Torres. Sie lag eigentlich nur am Weg zu unserem nächsten Ziel Alghero, jedoch bot sich eine Nächtigung an, um die Stadt zu erkunden.
Auf dem Weg dorthin passiert wir den „Roccia dell´Elefante“: einen Naturfelsen mit gewisser Ähnlichkeit zu einem Elefanten.
In Porto Torres angekommen, denke ich: Diese Stadt hat sicherlich schon bessere Zeiten gesehen.
In den 60igern und 70iger Jahren war sie noch industrialisiert, was aber nur dank starker finanzieller Subventionen seitens der Zentralregierung in Rom möglich war. Wir machen einen Abstecher in die Zona Industriale, dem früheren Industrieviertel. Mittlerweile total verfallen mit Ausnahme der Erdölanlagen. Das Ambiente erweckt den Anschein einer Geisterstadt. Die Zeit scheint hier seit Jahrzehnten einfach still zu stehen, als hätte der letzte Arbeiter erst gestern das Gelände verlassen.
Heute ist Porto Torres überschaubar, bietet eine Hauptstraße, an der sich ein paar Geschäfte und Restaurants angesiedelt haben, sowie einen Fähr- und Erdölhafen. Sehr nett gestaltet wurde die örtliche Küstenstraße. Durch eine Einbahnregelung schuf man eine nette Promenade mit einigen Pizzerien und Seafood Restaurants. Abends spielt sich dort Überschaubares ab, Leute spazieren und joggen oder genießen den Meerblick. Wir erkennen anhand der Preise auf den Speisekarten, dass wir die Costa Smeralda hinter uns gelassen haben. Alles ist deutlich günstiger als die Tage zuvor.
Nach einer knappen Stunde Fahrzeit erreichen wir unser schönes Strandhotel in Fertilla, etwa 7 Kilometer von Alghero entfernt. Im Hotel Punta Negra beziehen wir unser nettes Zimmer. Neben direkter Strandlage bietet das Haus auch eine wunderschöne Poolanlage und Terrasse,wo man das Frühstück einnehmen kann und während des Tages Snacks und Getränke serviert werden.
Die sehr gut erhaltene Stadtmauer ist heute nicht nur für jedermann zugänglich, sondern auch unzählige Restaurants und Geschäfte haben sich dort niedergelassen. Sie war ursprünglich von den Genuesen errichtet worden. Nach der Eroberung durch die Spanier wurden die Befestigungsanlagen nochmals ausgebaut und erhielten ihre heutige Form.
Den spanischen Einfluss sieht man auch heute noch überall in der Stadt, so auch auf den Speisekarten. Viele Restaurants bieten katalanische Gerichte und einige Straßenschilder sind zweisprachig (Italienisch und Spanisch).
Die Stadt fasziniert uns derart, dass wir jeden Abend dort verbringen, sehr gut essen, Spaziergänge genießen oder einfach auf einer Parkbank sitzend in den Hafen blicken. Einmal setzen wir uns mit einer frisch dampfenden Pizza in Händen auf die Stadtmauer und genießen dabei den Sonnenuntergang.
Gleich in der Nähe gibt es einen Aussichtspunkt auf die Isola Foradada, eine sehr beeindruckende Landschaft liegt uns zu Füßen. Der Ausblick ist atemberaubend.
Die Strände delle Bombarde und del Lazaretto haben ihre Namen aus dem 2. Weltkrieg, da sie von den Alliierten schwer bombardiert wurden. Heute sind sie sehr begehrte Badestellen mit ausgezeichneter Wasserqualität.
Führerscheinfrei bekommt man ein Motorboot mit einem 40PS Motor. Dieser ist für Fahrten entlang der Küste völlig ausreichend und man ist sehr flott unterwegs. Herausfordernd ist lediglich das Aus- und vor allem Einparken, wenn man sich nicht gemerkt hat, von welchem der rund 950 Stellplätze man abgelegt hat.
Betreffend Unvorhergesehenes: ein Schweizer Taschenmesser kann nie schaden. Sei es zum Öffnen von Lebensmittelverpackungen oder auch zum Befreien der Schiffsschraube wenn man unbeabsichtigt ein Fischernetz „mitnimmt“…
Wäre mein Frau nicht gewesen, hätte ich in diesem Fall schon um Hilfe gerufen. Denn wir waren komplett manövrierunfähig. Die Schraube war komplett blockiert. Ohne ihr Taschenmesser wäre dieser Tag wohl anders verlaufen.
Das mit dem Seemann muss ich also noch ein wenig perfektionieren ?
Da aber alles gut gegangen ist, freuen wir uns auf unseren letzten Abend in Alghero und genießen ein letztes Abendessen auf der Stadtmauer mit Sonnenuntergang.
Auf in den Süden
Unsere Reise geht weiter in den Süden: in Richtung Bosa. Der Weg dorthin führt über die malerische Küstenstraße SP105.
Wir quartieren uns im Santa Maria Resort ein, das mitten in der Natur, aber nur etwa 5 Fahrminuten vom Zentrum entfernt, in absoluter Ruhelage liegt.
Das Städtchen ist überschaubar, klassisch touristisch mit den typischen Ramschgeschäften, in denen man allerlei Plastikzeug fürs Baden kaufen kann, und einigen wenigen, aber sehr guten Restaurants.
Die etwas abgelegenen Strände im Norden von Orosei sind genial, dermaßen weitläufig, dass man seinen Nachbarn teils mit dem Fernrohr suchen muss….
In der Hafenstadt Cala Gonone, rund 30 Minuten von Orosei entfernt, mieten wir uns wieder ein Motorboot. Zu den Stränden kommt man nur vom Wasser aus. Die Wasserqualität ist dermaßen beeindruckend, dass man ständig nur in Buchten ankern möchte, um dieses Meer zu genießen. Und Ankern ist mittlerweile meine Spezialität.
Ein letzter Ausflug steht uns noch bevor, zur „Gola di Gorropu“, einer Schlucht im Supramonte-Gebirge. Mit bis zu 500 Meter hohen Wänden zählt diese Schlucht zu den tiefsten Europas. Das sehr rutschige Kalkgestein wurde vom Fluss Riu Fiumineddu geprägt.
Der Weg dorthin führt zunächst mit dem Auto zum nächstgelegenen Parkplatz. Von dort erwartet ein 7 Kilometer und 2 Stunden langer Fußmarsch zu den Höhlen, den wir zufällig am heißesten Tag unseres Aufenthalts geplant haben. Das Thermometer zeigt 41 Grad im Schatten. Wir haben Wasser und Verpflegung dabei. Am Ende wird sich heraus stellen, dass 4 Liter Wasser für uns beide zu wenig sind. Wir haben aber Glück, denn es gibt zwei Frischwasserquellen vor Ort, wo wir unsere Flaschen auffüllen können. Bis zur Rückkehr zum Auto am Abend werden wir zu zweit 12 Liter Wasser verbraucht haben.
In der Schlucht angekommen, erwartet uns ein Instruktor, der uns über die Gefahren beim Begehen und Klettern informiert. Heute sei schon eine Dame ausgerutscht und hätte sich einen Arm gebrochen. Ein kurzer Augenkontakt zwischen mir und meiner Frau. Dennoch, wir sind 2 Stunden in der schlimmsten Hitze hierher gewandert, da werden wir jetzt nicht umkehren. Vorsichtig und aufeinander Acht gebend begeben wir uns in die Schlucht, wo unsere Kletterkünste gefragt sind. Teils riesige Felsen müssen wir vorsichtig überwinden und dringen so immer weiter in die Schlucht vor bis wir an einen Punkt gelangen, wo es auch für uns zu gefährlich erscheint, weiter zu gehen.
Es ist ein tolles Erlebnis und immerhin wartet noch der gut 2-stündige Rückmarsch zum Parkplatz, der uns die letzte Kraft raubt. Das Abendessen genießen wir an diesem Tag ganz besonders.
Was bleibt von Sardinien ?
Die Tatsachen, dass ich im Mittelmeer noch nie so eine unglaublich gute Wasserqualität gesehen habe, das Essen eigentlich überall ausgezeichnet schmeckt, die Leute freundlich und hilfsbereit sind, die Strände rund um Bosei ein Traum waren, man die Costa Smeralda getrost auslassen kann und dass man für die Fortbewegung unbedingt ein Auto benötigt.
Sollte ich nun ihr Interesse an dieser Insel geweckt haben (oder einer Motorbootschulung), stehe ich Ihnen mit Rat und Tat zur Seite. Mit Sato Tours können Sie sich immer auf ein besonderes Urlaubserlebnis freuen.
Boris Budinoski, buchung@satotours.eu